Das politische Geschehen und gesellschaftliche Veränderungen in Deutschland und weltweit beschäftigen uns, wühlen uns auf – 2024 in weit höherem Maße als die Jahre davor. Wir haben uns daher die Frage gestellt: muss das, was politisch und gesellschaftlich passiert, nicht auch in einem Strategieprozess explizite Beachtung finden?
Unsere Antwort darauf ist: ja! Wie wir uns das vorstellen und worüber wir nachdenken, hier als letzter Blog zum Ende dieses ereignisreichen Jahres.
Am Anfang der Entwicklung einer zukunftsorientierten Unternehmensstrategie ist ein wichtiger Teil im gesamten Vorgehen schon immer die Frage: "Warum müssen wir als Unternehmen "weg von hier", - "Welche Einflüsse erzwingen, dass wir uns als Unternehmen verändern"? Zur Beantwortung nehmen dann unsere Teilnehmergruppen/Strategieentwickler*innen vier Perspektiven ein:
Hochgradig sensibilisiert und beunruhigt durch die aktuellen politischen Verwerfungen in USA, Europa und in Deutschland ist mir als Strategieberater folgendes bewusst und deutlich geworden: die Diskussion zu allen Inhalten der ersten drei Perspektiven ist immer sehr energetisch, inhaltlich professionell und manchmal sogar leidenschaftlich geführt worden. Das Maß an Professionalität und Emotionalität in diesen Diskussionen hat signalisiert: "Hier geht es ums Eingemachte", "Wir geben diesen drei Perspektiven eine extrem hohe Bedeutung".
Im Unterschied dazu sind bisher die Diskussionen um Perspektive vier – also die Auswirkungen und Relevanz der Aspekte Politik, Gesellschaft, Gesetzgebung usw. zwar inhaltlich interessiert, aber im Vergleich doch emotional distanziert geführt worden. Im Nachhinein signalisiert dies: das Thema ist zwar wichtig, hat aber weniger unmittelbare Bedeutung für uns als Unternehmen und für uns als Menschen im Unternehmen.
Es mag sein, dass in der Vergangenheit diese Bedeutungszuweisung tatsächlich angemessen war: vielleicht war es energiesparend oder einfach nicht nötig, sich in einem überwiegend als stabil wahrgenommenen Umfeld vertiefte Gedanken darüber zu machen, ob und wie man sich als Unternehmen gesellschaftspolitisch explizit positionieren will oder soll. Wenn wir Demokratie als selbstverständlich und gegeben sehen, braucht es scheinbar keine ausdrückliche Erklärung zur eigenen politischen Position.
Aber heute? Als Strategieberater begleiten wir Unternehmen dabei, sich bewusst Gedanken über "das größere Ganze", über mögliche Szenarien in der Zukunft zu machen und sich ebenso bewusst und fokussiert auf diese wahrscheinliche Zukunft hin auszurichten.
Wir werden deshalb zukünftig in unseren Strategieprozessen das Thema gesellschaftliche Entwicklung und Politik sehr viel bewusster und auch prominenter in die strategischen Überlegungen der Unternehmen und ihrer Strategieentwickler*innen einbringen indem wir z.B. fragen:
Das bisher gesagte war die stärkere methodische Einbindung und Gewichtung der politischen Perspektive in die Strategie-Entwicklung.
Aufgrund der jüngsten Entwicklungen schätzen wir es jedoch als gesellschaftspolitisch dringend notwendig ein, das Thema "Haltung von Unternehmen zur gesellschaftlichen Grundordnung" viel deutlicher in eine Diskussion der Unternehmens—Werte mit aufzunehmen.
Folgende Fragen könnten diese Diskussion anleiten:
Vermutlich wäre dies von Unternehmensseite ein unglaublich wichtiger und wertvoller Beitrag dazu, dass sich Menschen nicht nur zufällig und beiläufig Gedanken über diese Themen machen. Sondern ein eindeutiges Signal, dass diese Auseinandersetzung in unserer Verantwortung als Unternehmer*innen und Staatsbürger*innen verankert ist. Und es eben nicht beliebig ist, ob wir in diese Diskussion einsteigen, sondern ein relevanter zivilgesellschaftlicher und auch ein absolut wirtschaftlich relevanter Beitrag ist, den Unternehmen und einzelne Menschen leisten können.
Angesichts des Erstarkens der radikalen Ränder, des massiv destruktiven Einflusses von sozialen Medien und der Erosion unserer freiheitlich-demokratischen Werte-Grundordnung ist Engagement eine sinnvolle Antwort. Und aus unserer Sicht sind die Unternehmen, Forschungsinstitute und Verwaltungen geeignete und wichtige Plattformen, um dieser Diskussion einen konstruktiven Rahmen zu geben.
Außerdem: Es vermittelt Menschen Sicherheit und das Gefühl, dass sie Mitglied in einer Gemeinschaft sind, die auch in Zukunft ein gemeinsames Wertefundament haben wird.
Kennen Sie diesbezüglich Best Practices? Und wir freuen uns über Ihre Gedanken und Kommentare.