Krisen und Stress verändern Unternehmen. Erfahren Sie, warum langfristiger Stress die Persönlichkeit beeinflusst, welche biologischen Folgen auftreten und wie Unternehmen gegensteuern können.
Wenn wir die vorhandenen Multikrisen durch die Perspektiven von Persönlichkeitsmodellen betrachten, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Menschen diese Krisen auch sehr persönlich erleben. Und es ist zunächst extrem wichtig, dieses „persönliche Krisenerleben“ nicht als „persönliches Problem“ abzustempeln.
Aus geopolitischer Sicht eröffnet der Rückzug der USA aus westlichen Institutionen, als Schutzmacht der westlichen Lebensweise und aus der Unterstützung der Ukraine, die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Dabei ist die Klimakrise gerade aus dem Fokus gerutscht, aber natürlich dennoch akut.
Auf Unternehmen wirken massive Verschiebungen in den Lieferketten, eine unsichere globale Wirtschaftsentwicklung und ein intensiver werdender Zollkrieg. Diese Faktoren erschweren eine verlässliche strategische Planung erheblich. Die Folge: In den kommenden zwei Jahren sind umfangreiche Stellenstreichungen geplant, u. a. bei Airbus (ca. 2.000), Schaeffler (ca. 4.700), Ford (ca. 4.000), DHL (ca. 8000), ThyssenKrupp (ca. 3.000), Continental (ca. 3.000) und Volkswagen (mindestens 10.000) (Business Insider, Feb. 2025).
Kommunen stehen damit vor sinkenden Steueraufkommen und steigenden Ausgaben – in einer ohnehin angespannten Haushaltslage.
Mitarbeitende spüren enormen Veränderungsdruck: Die Anforderungen an ihre berufliche Rolle verändern sich rasant. Unternehmensstrukturen werden umgebaut, Künstliche Intelligenz verändert Prozesse, Routinen verschwinden oder werden ersetzt. Viele stellen sich die Frage: Wie bleibe ich für mein Unternehmen oder meine Behörde attraktiv? Gibt es noch einen sicheren Arbeitsplatz für mich?
Die empfundene persönliche Unruhe, das Gefühl von Kontrollverlust und Unsicherheit hat also sehr reale Hintergründe.
Wir wissen, dass langfristiger Stress (über Jahre bis Jahrzehnte) stabile Persönlichkeitsveränderungen in den Big-Five-Dimensionen verursachen kann:
Chronischer Stress kann nachweisbare biologische Veränderungen mit sich bringen:
Diese Effekte zeigen sich direkt im Arbeitsalltag:
In schwierigen Führungssituationen zeigt sich in Unternehmen oft ein Reflex: Persönliche Probleme der Mitarbeitenden werden „privatisiert“ – also der Eigenverantwortung überlassen. Doch diese Strategie ist in der aktuellen Lage unzureichend. Stattdessen entsteht hier ein bedeutendes systemisches Handlungsfeld für Unternehmen, Teams und insbesondere HR-Abteilungen.
Wenn der Satz „Unsere Mitarbeitenden stehen im Mittelpunkt“ jemals galt – dann jetzt.
Um langfristigen Stress und seine Auswirkungen zu minimieren, sollten Unternehmen aktiv gegensteuern: ✔ Psychologische Sicherheit fördern: Mitarbeitende müssen offen über ihre Herausforderungen sprechen können. ✔ Resilienz-Programme etablieren: Maßnahmen wie Coaching, Stressbewältigungstrainings oder flexible Arbeitsmodelle helfen langfristig. ✔ Führungskräfte sensibilisieren: Schulungen für Führungspersonal helfen, Frühwarnsignale zu erkennen und gezielt zu unterstützen. ✔ Veränderung als Systemaufgabe verstehen: Mitarbeitende nicht allein lassen, sondern als Organisation Verantwortung übernehmen.
Unser Schwerpunktthema in den kommenden Wochen
Wie können Unternehmen und Teams aktiv dazu beitragen, dass wir in dieser scheinbar „irren Lage“ mental gesund und leistungsfähig bleiben? Welche konkreten Maßnahmen sind notwendig? Welche neuen Ansätze gibt es für HR und Führungskräfte?
Diese Fragen werden wir im kommenden Monat intensiv beleuchten. Diskutieren Sie mit! Welche Erfahrungen haben Sie bereits gemacht? Welche guten Lösungen gefunden?