Führung und Teams: Gesund bleiben in Krisen

Thomas Huber
23. März 2025

Krisen und Stress verändern Unternehmen. Erfahren Sie, warum langfristiger Stress die Persönlichkeit beeinflusst, welche biologischen Folgen auftreten und wie Unternehmen gegensteuern können.

Warum sollte das gerade jetzt ein Thema für Unternehmen sein?

Wenn wir die vorhandenen Multikrisen durch die Perspektiven von Persönlichkeitsmodellen betrachten, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Menschen diese Krisen auch sehr persönlich erleben. Und es ist zunächst extrem wichtig, dieses „persönliche Krisenerleben“ nicht als „persönliches Problem“ abzustempeln.

Geopolitische und wirtschaftliche Perspektiven

Aus geopolitischer Sicht eröffnet der Rückzug der USA aus westlichen Institutionen, als Schutzmacht der westlichen Lebensweise und aus der Unterstützung der Ukraine, die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Dabei ist die Klimakrise gerade aus dem Fokus gerutscht, aber natürlich dennoch akut.

Auf Unternehmen wirken massive Verschiebungen in den Lieferketten, eine unsichere globale Wirtschaftsentwicklung und ein intensiver werdender Zollkrieg. Diese Faktoren erschweren eine verlässliche strategische Planung erheblich. Die Folge: In den kommenden zwei Jahren sind umfangreiche Stellenstreichungen geplant, u. a. bei Airbus (ca. 2.000), Schaeffler (ca. 4.700), Ford (ca. 4.000), DHL (ca. 8000), ThyssenKrupp (ca. 3.000), Continental (ca. 3.000) und Volkswagen (mindestens 10.000) (Business Insider, Feb. 2025).

Kommunen stehen damit vor sinkenden Steueraufkommen und steigenden Ausgaben – in einer ohnehin angespannten Haushaltslage.

Auswirkungen auf Mitarbeitende und Unternehmen

Mitarbeitende spüren enormen Veränderungsdruck: Die Anforderungen an ihre berufliche Rolle verändern sich rasant. Unternehmensstrukturen werden umgebaut, Künstliche Intelligenz verändert Prozesse, Routinen verschwinden oder werden ersetzt. Viele stellen sich die Frage: Wie bleibe ich für mein Unternehmen oder meine Behörde attraktiv? Gibt es noch einen sicheren Arbeitsplatz für mich?

Die empfundene persönliche Unruhe, das Gefühl von Kontrollverlust und Unsicherheit hat also sehr reale Hintergründe.

Auswirkungen von anhaltendem Stress auf die Persönlichkeit

Wir wissen, dass langfristiger Stress (über Jahre bis Jahrzehnte) stabile Persönlichkeitsveränderungen in den Big-Five-Dimensionen verursachen kann:

  1. Erhöhte Ängstlichkeit & Reizbarkeit (Neurotizismus): Emotionale Instabilität nimmt zu.
  2. Sozialer Rückzug: Der Wunsch nach Interaktion und sozialem Rückhalt sinkt.
  3. Weniger Offenheit: Kognitive Flexibilität und Anpassungsfähigkeit nehmen ab.
  4. Sinkende Verträglichkeit: Reizbarkeit und Empathieverlust treten auf.
  5. Abnehmende Gewissenhaftigkeit: Selbstorganisation und Fehlerkontrolle verschlechtern sich.

Biologische Stressmarker und ihre Folgen

Chronischer Stress kann nachweisbare biologische Veränderungen mit sich bringen:

  • Cortisol-Dysregulation: Dauerhaft hohe oder erschöpfte Cortisolwerte führen zu emotionaler Erschöpfung oder gesteigerter Reizbarkeit. Mitarbeitende könnten sich permanent müde fühlen oder unkontrolliert reagieren.
  • Neuronale Veränderungen:
    • Reduzierte Hippocampusgröße: Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme, die besonders in komplexen Entscheidungsprozessen hinderlich sind.
    • Erhöhte Amygdala-Aktivität: Verstärkte Angstreaktionen, die Innovationskraft und Risikobereitschaft hemmen.
    • Geschwächte Impulskontrolle: Emotionale Dysbalancen können zu erhöhten Teamkonflikten und unüberlegten Entscheidungen führen.
  • Epigenetische Anpassungen: Chronischer Stress kann Gene dauerhaft verändern, die emotionale Regulation steuern.
    • Beispiel: Eine anhaltend stressbelastete Person könnte langfristig eine erhöhte Anfälligkeit für Angststörungen oder Depressionen entwickeln.
    • Erhöhtes Krankheitsrisiko: Fehlregulierte Gene steigern das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder neurodegenerative Erkrankungen.

Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit in Unternehmen

Diese Effekte zeigen sich direkt im Arbeitsalltag:

  • Weniger Flexibilität & Kreativität: Mitarbeitende tun sich schwerer mit neuen Herausforderungen.
  • Eingeschränkte soziale Interaktion: Teamarbeit leidet, Konflikte nehmen zu.
  • Mehr Fehler & Fehlentscheidungen: Abnehmende Selbstorganisation führt zu einem Leistungsabfall.

Krisenbewältigung als unternehmerische Aufgabe

In schwierigen Führungssituationen zeigt sich in Unternehmen oft ein Reflex: Persönliche Probleme der Mitarbeitenden werden „privatisiert“ – also der Eigenverantwortung überlassen. Doch diese Strategie ist in der aktuellen Lage unzureichend. Stattdessen entsteht hier ein bedeutendes systemisches Handlungsfeld für Unternehmen, Teams und insbesondere HR-Abteilungen.

Wenn der Satz „Unsere Mitarbeitenden stehen im Mittelpunkt“ jemals galt – dann jetzt.

Handlungsempfehlungen für Unternehmen

Um langfristigen Stress und seine Auswirkungen zu minimieren, sollten Unternehmen aktiv gegensteuern: Psychologische Sicherheit fördern: Mitarbeitende müssen offen über ihre Herausforderungen sprechen können. Resilienz-Programme etablieren: Maßnahmen wie Coaching, Stressbewältigungstrainings oder flexible Arbeitsmodelle helfen langfristig. Führungskräfte sensibilisieren: Schulungen für Führungspersonal helfen, Frühwarnsignale zu erkennen und gezielt zu unterstützen. Veränderung als Systemaufgabe verstehen: Mitarbeitende nicht allein lassen, sondern als Organisation Verantwortung übernehmen.


Unser Schwerpunktthema in den kommenden Wochen

Wie können Unternehmen und Teams aktiv dazu beitragen, dass wir in dieser scheinbar „irren Lage“ mental gesund und leistungsfähig bleiben? Welche konkreten Maßnahmen sind notwendig? Welche neuen Ansätze gibt es für HR und Führungskräfte?

Diese Fragen werden wir im kommenden Monat intensiv beleuchten. Diskutieren Sie mit! Welche Erfahrungen haben Sie bereits gemacht? Welche guten Lösungen gefunden?

Thomas Huber

Über mich

Thomas Huber. Versteht, dass sich Menschen, Teams und Unternehmen nur gemeinsam entwickeln und entsprechend systemisch ist seine Beratung. Mit Genuss und Neugier hat er eine ziemliche Expertise in allen drei Feldern entwickelt. Neben Strategieentwicklung, Changeprozessen und Teamentwicklung ist die Künstliche Intelligenz in all ihren Anwendungsformen sein Steckenpferd - nicht nur in der Strategieberatung.
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